Von Berlin-Tempelhof nach Floridsdorf:
auf den Spuren der Distanzreiter

Z Berlina – Tempelhofu do Floridsdorfu:
Ve stopách dálkovy`ch jezdcu*.

demnächst auch auf tschechisch!
brzy taky v ?eštine(!


Am Anfang war eine Wette: Der deutsche Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz-Joseph von Österreich-Ungarn wollten wissen, wessen Armee die schneidigsten Reiter hat.
Sie riefen ihre Offiziere zu einem Distanzritt von Wien nach Berlin, beziehungsweise von Berlin nach Wien auf. 518 Kilometer Luftlinie, zu reiten auf einer frei zu wählenden Linie.

am Ostersonntag in Mühldorf

Gestartet wurde der Ritt von Wien nach Berlin am 1. und 2. Oktober 1892.
Sieger unter den rund zweihundert Teilnehmern wurde Oberleutnant Graf Starhemberg - er ritt in 71 Stunden von Wien Floridsdorf nach Berlin Tempelhof. Zwanzigtausend Mark Preisgeld gabs dafür.
Am 27. April 2011 machen sich Gustav Mahringer und Max Wührer aus Mühldorf bei Scharnstein auf die Spuren der Distanzreiter: Mit ihren Pferden Simba und Sam reiten sie von Berlin nach Wien. Simba und Sam sind Brüder - eine Kreuzung argentinischer Gauchopferde und irischer Zigeunerpferde.

Vinzenz und Max Wührer, Simba und Sam vor der Abfahrt

Die Route wollen sich auch Mahringer und Wührer vor Ort frei wählen. Und bei der Geschwindigkeit brauchen sie keinen Rekord brechen: statt in drei Tagen wollen sie die Strecke in knapp drei Wochen zurücklegen - ein Genussritt solls werden.

Fahrer Bruno Iraschek mit dem Pferdehänger


Denn was die Tierliebe betrifft, waren die Offiziersreiter vor hundertzwanzig Jahren keine Vorbilder: von den hundertneunundneunzig Pferden sind beim Wettritt siebenundzwanzig verendet.

Dienstag 26. April - Wünsdorf bei Zossen
Nach neun Stunden Fahrt sind Sam, Simba, Max, Gust und ihre Fahrer Bruno Iraschek und Leopold Rathberger um 17 Uhr in Wünsdorf bei Zossen angekommen: "Haus am See, herrliche Pferdekoppeln", sagt Gust.
bei Karen Rauch
Quartiergeberin ist Karen Rauch - Reitlehrerin, Reittherapeutin, Distanzreiterin und VFD-Wanderrittführerin. Von ihrem Haus weg ist schon Weltumreiter Manfred Schulze zur Mongolei aufgebrochen. Hier war auch der Fernreiter von Sibirien nach Paris zu Gast.
Für alle, die´s historisch genau haben wollen - der Distanzritt im Jahr 1892 ging von Berlin/ Tempelhof weg - 40 km weiter nördlich.
und los gehts

Mittwoch 27. April - Krossen
Im Zickzack durch die Mückendorfer Heide, vorbei an Baruth und Altgolßen nach Kroßen.
in der Mückendorfer Heide
Wenn Sie "Krabat" gelesen haben, das Buch von Otfried Preußler, dann können Sie sich vorstellen, wie die alte Mühle aussieht, in der wir Quartier gefunden haben - die Vordermühle. Aber natürlich hat unser Müller auch Pferde gezüchtet.
Und Blutwurst, Leberwurst und eine, bei der uns der Name nicht mehr einfällt, die packt er in Dosen ab. Schade, dass wir nicht wirklich viel mitnehmen können.
Die Gäste in der Mühle haben für uns schon herum gefragt nach einem Quartier für die nächste Nacht.

Donnerstag 28. April - Wehnsdorf
Durch Eichenwälder, vorbei an blühenden Apfel- und Birnbäumen nach Wehnsdorf, zum Hengstenhalter Schadock. Die Vegetation ist ungefähr so weit wie bei uns - die Eichen haben ausgetrieben, die Buchen schieben gerade. Mittagsrast im Freilichtmuseum Höllberghof Und dann können wir uns noch eine Pferdevorführung beim Hengstenhalter ansehen. Die Pferdekäufer kommen aus Wittichau und waren eben bei einem der traditionellen Osterritte unterwegs.
Insgesamt - großzügige Verköstigung, nette Gespräche bei Abendbrot und Frühstück - www. hengststation-schadock.de
Übrigens - der Ort Schilda, aus dem die Schildbürger kommen sollen, liegt kaum zwanzig Kilometer südwestlich von unserem Nachtquartier.

Freitag 29. April - bei Barzig
Durch wunderbaren Kiefernwald gehts nach Südosten, zurück zur historischen Route des Distanzrittes. Bei Klein Bahren besuchen wir den evangelischen Friedhof - unsere Pferde können sich mit Friedhofswasser stärken. Entlang der Niederlausitzer Museumsbahn kommen Gefühle wie im Wilden Westen auf. Mittagsrast halten wir bei einem abgebrannten Osterfeuer auf der Lindthaler Heide. Vorbei an einem Hochmoor bei Göllnitz, vorbei an Koppeln mit Fohlen und Jungpferden reiten wir nach Barzig.
bei Ute Kroll

im Reitstall bei Ute Kroll in Barzig

Unser Nachtquartier dürfen wir bei Ute Kroll aufschlagen. Die betreut den Reiterhof Barzig mit 13 Pferden, bietet Therapiereiten an - und ein Streichelgehege gibts auch.


Samstag 30. April - Schwarzkollm
Schwarzkollm gibts wirklich und auch die Teufelsmühle im Koselbruch - jene Mühle in der Krabat sich als Müllersbursch bewähren muss. Mehr zu den sorbischen Sagen und zum wirklichen Leben in der Lausitz finden Sie unter www.schwarzkollm.de und auf den Internet-Seiten der Evangelischen Pfarre. Und mehr über unsere Gastgeber, die Familie Wroblewski und ihre tierischen Freunde sehen Sie auf http://www.lausitzer-heidehof.de
In der Lausitz brennen heut in der Walpurgisnacht in jedem Dorf die Hexenfeuer Gust und Max mit der Richterin beim Hexenfeuer in Schwarzkollm


Sonntag 1. Mai - auf nach Zschornau
Aufbruch vor der alten Volksschule in Schwarzkollm - vorn Krabat


Julia Wroblewski vom Lausitzer Heidehof begleitet uns durch den Koselbruch und das Zeißholz bis Weißig. Heut ist ein kürzerer Ritt dran - um ein Uhr Mittag genießen wir schon die Gastfreundschaft der Familie Winkler in Zschornau - gleich neben dem Segelflugplatz: Kaffee, Pferdeplauderei, und die Wäsche wird uns gewaschen und gebügelt.
Die Pferde der Familie Winkler in Zschornau haben ihre Koppel gleich neben den Segelfliegern

Übrigens - von Zschornau ist die Stadt Kamenz in Sichtweite - hier ist Gotthold Ephraim Lessing geboren.

Montag 2. Mai - von Kamenz nach Göda
Rainer fährt später in die Arbeit um uns noch ein großes Frühstück zu machen.
Roland Dantz, der Oberbürgermeister von Kamenz kommt vorbei, wünscht uns alles Gute, gibt uns das Kamenzer Heimatbuch mit und beneidet uns: Der Bürgermeister ist selbst Reiter.
Am Weg treffen wir einen Mann, der am Osterritt teilgenommen hat - Gelegenheit für ein gemeinsames Halleluja
Max und der Osterreiter: Halleluja
Die Pferde gehen einen guten Schritt voran - vorbei am Pilgerquartier Crostwitz, dann durch eine Kirschbaumallee, Richtung Bautzen, zur Reitanlage Lindenhöhe in Göda/Oberförstchen.

Dienstag 3. Mai - Sohland an der Spree
Heit schneibts.
Kaffee von Frau Busch und dann ab.
An Gaußig vorbei, dann kreuz und quer durchs Land.
Sch ......... nee
Wir schauen aus wie die Schneemandln, als wir bei Rita Schmids Lucky Horse Ranch in Sohland an der Spree ankommen.
Wir sind froh im Trockenen zu sitzen und lernen gleich den Schlossbesitzer von gegenüber kennen, einen Bayern, der seine Pferde bei Rita eingestellt hat.
Wenn Sie wissen wollen, wie es einem der kaiserlichen Distanzreiter im Jahr 1892 in dieser Gegend ergangen ist - hier haben wir eine kleine Kostprobe.

Mittwoch 4. Mai - Nationalpark Böhmische Schweiz/Ceské Svýcarsko
Überall liegt noch Schnee. Rita begleitet uns über die Grüne Grenze, an Šluknov vorbei.
mit Rita über die Grüne Grenze
Weiter gehts über Wiesenwege und weil uns ein Schneeschauer einholt, jausnen wir derweil. Im steilen Sandsteingeröll lassen wir die Pferde voraussteigen. Weiter über Doubice nach Rybništé zur JV-Ranch von Jana Vanžurová. Ein Super-Quartier.

Donnerstag 5. Mai - Maxov bei Sloup v Cechách
Weiter gehts Richtung Nový Bor. Von etwa 200 m Seehöhe bei Bautzen sind wir jetzt schon auf rund 500 m angelangt. Die umgebenden Berge der Böhmischen Schweiz erreichen knapp 800 m.
SMS um 16.51 h: Die Wege hier sind super. Alles bestens, sind grad auf einem Friesengestüt.
SMS um 17.11 h:
Fleischsuppe, Schnaps und Bier
alles super hier
zu Gast beim Friesenzüchter Miroslav Pazourek
Miroslav Pazourek reitet die Pferde maximal drei vis vier Tage am Platz ein, dann ab in den Wald. Hier gibts mehr zur beeindruckenden Felsenkirche Sloup.

Freitag 6. Mai - Bohatice
Kurzer Reittag. Überall blüht der Flieder.
Sind auf der Nordranch bei Anna Folaufova in Bohatice, nordöstlich von Zákupy. Gewaltige Anlage, fünf bis sechs Hektar große Koppeln.
einen Tag altes Fohlen


Samstag 7. Mai - südlich von Mnichovo Hradište
Durch das Hügelland der Pahorkatina (das heißt nicht nur hier so),über einen aufgelassenen Militärflugplatz, nach Mnichovo Hradište aufgelassener Militärflugplatz bei Hradcani
Quartier finden wir auf der Farma PCT Ptyrov - und auch Hilfe beim Übermitteln der Fotos - drum sehen sie jetzt auch wieder, was sich getan hat in den letzten Tagen.
hier gehts weiter


Sonntag 8. Mai - Loucén
Die Jizera entlang bis hängende Bäume uns den Weg versperren. Querfeldein über die E65 Richtung Loucén, wo uns schon Simone und Barbara erwarten.
Der JK Loucén von Pavel Nemec ist eine wunderschöne Anlage mitten im Wald. Übrigens - JK heißt Jezdezky Klub - ungefähr soviel wie Reitverein
Obwohl die Stallbesitzer nur tschechisch sprechen und wir nur deutsch, wars ein lustiger Abend - voll Vertrauen.

Montag 9. Mai - Podebrady
Ab Richtung Nymburg.
der Laabe entlang
Von Nymburg die Laabe (im Unterlauf Elbe) aufwärts bis Podebrady, zu Robert Kopecky, Springreiter, vom JK Podebrady.
Podebrady hat schon etliche Mal europäische Geschichte geschrieben: Der Regisseur Milos Forman ist hier zur Schule gegangen - mit Vaclav Havel. Und Georg von Podiebrad oder Jiri z Podebrad war böhmischer König - von 1458 bis 1471. Er hatte während der Hussitenkriege eine Idee zur europäischen Einigung, die sich locker messen kann mit der heutigen EU.

Dienstag 10. Mai - Miskovice
Am Ufer der Laabe unter Linden aufwärts. Immer tiefer hängende Äste zwingen uns zum Absteigen. Weiter gehts querfeldein auf der Suche nach nicht mehr vorhandenen Feldwegen. Herzliche Aufnahme finden wir in Miskovice, 4,5 km westlich von Kutna Hora - bei Ing. Ivana Hudcova. Hier mehr über ihren Verein für Hippotherapie Díte a Kun (Kind und Pferd).
In Miskovice ist übrigens David Baum geboren - der Vater des österreichischen Zukunftsforschers und Präsidentschaftskandidaten Robert Jungk.
Und die nahe Stadt Kutna Hora (Kuttenberg) rang etliche hundert Jahre mit Prag um die Vorherrschaft. Ergebnis bekannt. Aber heut ist auch Kutna Hora Weltkulturerbe.
Nach einer Nacht in den Gartenhäuschen auf die Koppel. Milan verwöhnt uns zum Frühstück mit Frankfurter Würsteln und Apfelstrudel

Mittwoch 11. Mai - Zbraslavice/Stipoklasy
Ein kurzer Reittag - und ein entspannender: Zwischenstopp beim Badesee für die Pferde.
Pavel Slavik hat viel gesehen von der Welt
Netter Empfang in Stipoklasy - Pavel Slavik von der Ranc Lipa hat lang in Österreich gearbeitet. Quartier finden wir im "U stareho rybnika", Abendessen im Hotel Hubert.
Hotel Hubert


Donnerstag 12. Mai - Lipnicka bei Svetla
Etliche Ortschaften wirken beim Durchreiten menschenleer - ein Gefühl wie im Wilden Westen (oder einem Film davon).
er sprach mit dem Vieh, den Vögeln, den Fischen ...
Ein kurzes Stück durch den Wald, einen Bach entlang, weglos. In Svetla holt uns Lida an der Bushaltestelle mit dem Pferd ab. Ihr Reitstall ist in Lipnicka, im Süden des Ortes.
unsere Gastgeberin in Lipnicka
Ein netter Abend - das tschechische Wörterbuch sorgt für gute Unterhaltung und das ganze Lokal beteiligt sich indirekt.

Freitag 13. Mai - Petrovice
Heute reiten wir wieder auf schönen Wegen - zum Beispiel vorbei an der Burg Lipnice.
Turm der Burg in Lipnice
Babs stellt fest, dass das viele Activity-Spielen gut für die Verständigung ist.
bei der Waldarbeit
Im Wald treffen wir auf einen Holzrücker mit Pferd.
Netter Empfang in Petrovice bei Ing. Martin Capek.
mit Ing. Capek vorm Aufbruch nach Rytirsko


Samstag 14. Mai - Rytirsko
Kurze Etappe bis Rytirsko - da Babs und Simone abgeholt werden.
Hier bei der Pension gibts ein 1 Tag altes Haflingerfohlen.

Sonntag 15. Mai - Studenec/Sokoli
Beim Wegreiten regnet es noch, hört aber bald auf. Die Jihlava flussabwärts, einmal über eine Brücke mit dünnen Holzpfosten über den Fluss, dann NICHT über eine Hängebrücke, dann recht fordernd durch enge Stellen - rechts der Felsen, links der steile Hang zum Fluss. Am gegenüberliegenden Ufer richten sich einige Leute schon die Kamera. Unser Quartier finden wir in Studenec/Sokoli - wie schon vor fünfzehn Jahren die Wanderreiter auf der Route Berlin-Wien.

Montag 16. Mai - Moravske Budejovice/Lažinky
Über Krahulov-Cechovice-Babice. Schlagen eine spontane Einladung zur Einkehr und möglichen Übernachtung aus und beschränken uns auf eine kurze Plauderei. Rast bei einer Mühle - wird gerade renoviert.
bei der alten Mühle

Eines der Baufahrzeuge hat sich versenkt. In Moravske Budejovice weist uns ein Passant den kürzesten weg nach Lazinky. Netter Empfang mit Abendessen

Dienstag 17. Mai - Rasttag in Moravske Budejovice
Sam hat Probleme mit einem Bein, hat sich was gezerrt. Wir dürfen weiter auf der Appaloosa Ranc Lažinky von Vladimira und Jozef Zikmund bleiben und uns erholen.
Und wir schauen uns Moravske Budejovice an: Lenka vom Grafikstudio Moravske Budejovice hat uns etliche Fotos heraus gesucht, die den Ort zeigen, ziemlich genau zu der Zeit in der die Kaiserlichen und Königlichen Distanzreiter hier durch gejagt sind. Mehr davon im Archiv.
Moravske Budejovice im Jahr 1913


Mittwoch 18. Mai - Richtung Retz
Zwanzig Kilometer reiten wir noch Richtung Retz, dann holt uns Helena Ecke vom Reiterhof und Lippizzanergestüt "Schwarze Föhre" mit dem Pferdeanhänger. Endstation für heuer.
im Retzer Weinberg


Heimfahrt mit dem Bus der Feuerwehr Steinfelden